Das Übermorgenland
Das Übermorgenland
Montag, 12. Januar 2015
Auf der Suche nach einer Flugverbindung in Richtung Buenos Aires stiessen wir im Laufe der Recherchen auf ein Angebot der Emirates Airlines das wir unmöglich ausschlagen konnten. Schlussendlich war der Flug von Windhoek über Johannesburg nach Dubai und anschliessend über Rio nach BsAs günstiger als ein Direktflug von Zürich nach Südamerika. Das liess den Gedanken, die Feiertage und das neue Jahr eventuell in der Schweiz zu verbringen, ganz schnell in den Hintergrund rücken. Daher nahmen wir die Gelegenheit beim Schopf und legten einen Stopover von vier Tagen in dieser sagenumwobenen Metropole am persischen Golf ein.
Hierzu ein paar Gedanken und Rückblicke, natürlich auch Fotos, auf die Ereignisse vom 10. bis 14. Dezember.
Stadt der Gegensätze.
Es war einmal ein Beduine namens Maktoum bin Butti der sich im Jahre 1833 in der Bucht von Dubai niederliess und den Grundstein für den heutigen Reichtum legte. Es ging natürlich nicht alles so schnell wie man das aus heutiger Sicht vermuten würde. 1870 steigt Dubai dank der florierenden Perlenfischerei zum damalig wichtigsten Hafen der Golfküste auf. Der Hafen bleibt der Dreh- und Angelpunkt der Handelsstadt am Dubaicreek.
Doch Dubai ist immer noch ein Nest am Eingang eines elf Kilometer langen Wasserarms.
Eines schönen Tages im Jahre 1966 wurde das erste Öl gefunden und diese Einnahmen legten den Grundstein für das heutige, das moderne Dubai. Aus einer Beduinenstadt zwischen Meer und unendlicher Wüste entsteht eine Stadt der Superlative die sich mit nichts auf der Welt vergleichen lässt.
Der Herrscher von Dubai, Scheich Muhammed bin Rashid Al Maktoum, hat eine Vision die er konsequent verfolgt und umsetzt. „Ich will die Nummer eins in der Welt sein“, wird er oft zitiert. Gebaut wird am größten Flughafen der Welt, am größten Hotel der Welt, am größten Einkaufszentrum der Welt und am größten Vergnügungspark der Welt, „Dubai World". Dort stehen Nachbildungen der Pyramiden, des Eiffelturms und des Taj Mahal. Die Modelle sind nicht so groß wie die echten Gebäude; sie sind grösser. 2020 wird hier die Weltausstellung stattfinden und bis dahin sollen viele dieser Bauvorhaben fertig sein.
Wir logieren im Melia Dubai Hotel, für unsere Verhältnisse viel zu nobel und chic, doch es ist zahlbar und alles einfach nur perfekt. Für zwei Tage erstehen wir ein Bustickets der
Hop-on/Hop-off-Touren und lassen uns im offenen Doppeldecker durch die Stadt kutschieren.
Wir lauschen den informativen Kommentaren aus den Kopfhörern, staunen, hoppen off und on wann immer wir Lust haben.
Die Wahrzeichen dieser Märchenwelt, das Bourj al Arab, Palm Jumeirah und den Bourj Khalifa, das mit seinen 828 Metern Höhe höchste Gebäude der Welt, streifen wir nur am Rande, zu künstlich erscheint und dieser Teil Dubais.
Uns zieht es immer wieder an die Ufer des Creek, wir staunen über die Gegensätze des alten und modernen Lebens entlang der Wasserstrasse. Hunderte von Dhaus aller Gattungen und Grössen werden hier mit Stückgut aller Art beladen um anschliessend den persischen Golf in Richtung Iran, Indien, ja selbst bis nach Mombasa zu befahren. Der Creek wird mittels kleinen Holzbooten, den Abras, die Platz für max. 20 Personen bieten, für wenig Geld überquert und bietet somit die perfekte Möglichkeit mehrfach von der einen auf die andere Seite zu wechseln. Hier spielt für uns das wahre Leben und die Kameras laufen wieder einmal heiss.
Unterdessen betragen die Einnahmen aus dem Öl nur noch sieben Prozent des Staatshaushaltes. Längst hat sich Dubai zur grössten Handelsmetropole dieser Region emporgeschwungen und profitiert aus den Krisenherden der arabischen Welt. Dank lascher Zollgesetzte blüht der Handel mit Allem und Jedem und riesige Mengen an Dollarmilliarden aus Ländern wie Syrien, dem Irak und Afghanistan sollen hier geparkt sein. 15 Millionen Touristen sorgen jährlich zusätzlich für viel Bares in den Kassen des arabischen Disneyland am persischen Golf. Über eine Million Gastarbeiter, meist aus Indien, Bangladesh oder den Philippinen schuften in 12-Stunden-Schichten für 300 Dollar im Monat, packen Stein auf Stein und erschaffen diese kuriose Welt.
Unser Ausflug von vier Tagen im Übermorgenland geht rasend schnell vorüber. In Gedanken sind wir schon in Südamerika, stellen uns auf die nächste Herausforderung, nämlich Buenos Aires ein.
Ein Rentnerleben kann schon spannend sein.
Hasta luego