Ein Lebenszeichen
Ein Lebenszeichen
Mittwoch, 7. Januar 2015
Viele der treuen Leser meines Blogs haben sich sicher gefragt: Was zum Teufel ist wohl mit den Ufers los und warum schreiben sie nichts mehr?
Es gäbe viele Ausreden und Erklärungen die ich mir unterdessen habe einfallen lassen, doch Fakt ist, dass ich offensichtlich eine Pause benötigte und meine Finger einfach eingerostet waren.
Langsam nun beginnen eben diese wieder aktiv zu werden, aus den Tiefen meines Gedächtnisses tauchen wieder die Ereignisse der letzten Monate auf und wollen niedergeschrieben werden.
Wenn auch nur Bruchstücke der letzten Zeit in meinen Gedanken hängen geblieben sind, so sind es eben diese Momente die sich lohnen erwähnt zu werden. Vor allen Dingen die mehrtägige Motorradtour mit Altkollege Dozi hat mir bestätigt noch nicht zum alten Eisen zu gehören. Es war einfach nur geil.
Die vergangene Zeit
Nach einem kurzweiligem Aufenthalt von drei Monaten in der Schweiz, kehrten wir am 21. August wieder nach Namibia zurück. Die Wochen und Monate in der Heimat nützten wir um uns neu zu orientieren und den Beschluss zu fassen unser Hab und Gut, sprich Toyota, nach Südamerika zu verschiffen. Die Zeit scheint reif zu sein den Kontinent zu wechseln und sich neuen Herausforderungen zu stellen.
An dieser Stelle muss ich mich unbedingt einmal bei all denen bedanken, ohne die unsere Aufenthalte in der Heimat schlichtweg unmöglich wären. Bei meiner Schwester im schönen Berg fühlen wir uns so wohl, dass es immer schwer fällt wieder Abschied zu nehmen. Bei Brigitte und Oliver in Himmelried gehören wir schon zur Familie, wann immer wir wollen sind wir willkommen, ein schönes Gefühl. Schlussendlich noch Monika und Urs Hidber aus Breitenbach, die es uns ermöglichen mobil zu sein und uns grossherzig günstig ein Auto zur Verfügung stellen. Vielen Dank an euch alle.
Da wir schon lange vor dieser Zeit eine gemeinsame Reise mit Freunden durch Namibia geplant hatten und eine weitere, etwas kürzere Tour im Anschluss daran, geführt werden musste, verzögerte sich die Verschiffung bis in den Dezember hinein.
Wieder im Besitz unseres Autos richten wir uns auf der Gästefarm Elisenheim in der Nähe von Windhoek gemütlich ein. Ständig treffen alte Reisebekannte ein, es herrscht wie immer ein lockeres Kommen und Gehen und die Tage und Wochen vergehen wie Schnee im Tauwetter.
Um unsere Visadauer für Namibia zu unterbrechen unternehmen wir eine dreiwöchige Tour nach Südafrika. Die Kältefront, von Kapstadt kommend, vertreibt uns aber bald wieder in Richtung Norden und ein letztes Mal besuchen wir den von uns so geliebten Kgalagadi NP.
Auf grossser Tour
Am 6. Oktober treffen Stephan und Christine Niklaus in Windhoek ein und unsere gemeinsame grosse Namibiatour kann endlich beginnen. Vier Wochen lang zeigen wir ihnen die Schönheiten und landschaftlichen Highlights dieses ausserordentlichen Landes. Ihr Miet-Hilux mit Campingaufbau bewährt sich grossartig und Steffi fühlt sich von Anfang an in seinem Element, donnert mit Vollspeed über die staubigen Pisten als wäre das immer schon sein täglich Brot gewesen. Ein Highlight jagt das nächste. Vom Besteigen der Dünen in Sesriem bis zum Flug über die Namib, dem Klettern in den Felsen der Spitzkoppe und das Befahren aller namhaften Trockenflusstäler im Damaraland bereisen wir alles was unter die Füsse oder die Räder zu bekommen ist. Einzig der legendäre van Zyl‘s Pass muss auf unserer Tour an den Kunene umfahren werden, da dieser Streckenabschnitt vom Vermieter ihres Hilux auf der Liste der verbotenen Strecken aufgelistet ist. Selbst der von mir wegen seiner vielen Touristen wenig geliebte Etosha NP zeigt sich von seiner guten Seite. An den Wasserlöchern werden uns Hunderte von Wildtieren aller Gattungen präsentiert und es fällt schwer sich jeweils von diesen Szenen zu trennen um abends noch rechtzeitig das Lager zu erreichen.
Es war eine schöne und ereignisreiche Zeit mit euch beiden, die wir sehr genossen haben. Für dich liebe Christine hoffe ich, dass von dieser Reise ein toller Fotoband entstehen wird und deine vielen Bilder darin gut zur Geltung kommen werden. Gleichzeitig wird es für uns, beziehungsweise Raymonde, die vorläufig letzte Tour durch Namibia gewesen sein.
Tour die „Letzte“
Nur einen Tag nach deren beider Abreise packe ich wieder meine Tasche um mit Reto aus der Schweiz und seiner Gruppe die nächste Tour zu starten. Einerseits eher per Zufall in dieses Projekt hineingerutscht, wollte ich Reto diesen Gefallen tun und als zweiter Fahrer und Guide bei seinem Projekt aushelfen. Andererseits konnte ich kaum auf diese Gelegenheit verzichten eine reine Lodgetour zu unternehmen und in Gegenden zu kommen, in die ich als Ottonormaltourist sonst keinen Zutritt habe.
Mein holdes Weib war bei dieser Tour nicht gefragt und zog sich deshalb auf Elisenheim in ihr bekanntes Territorium zurück. Während ich also First Class durch Namibia gondelte, kümmerte sie sich aufopfernd um den grossen Service unseres Autos und der sonstigen Reparaturen und die Organisation der anstehenden Verschiffung. Viele alte Bekannte waren zu dieser Zeit auch auf Elisenheim zu Gast, somit war sie gut aufgehoben und sicherlich auch froh einmal von ihrem Ehegatten getrennt zu sein. Die 18-Tage-Tour entwickelt sich prächtig, wohl auch dank unserer tollen Gäste Susi und Martin, Monika und Klaus, die alles geben um die langen Etappen und die Abende nicht langweilig werden zu lassen. Ich habe wohl schon lange nicht mehr so oft und so herzhaft gelacht. Nicht nur wegen des guten Weines und der Mengen die über die Tischkante gereicht werden, sondern einfach nur weil wir eine gute Truppe waren. Ich hoffe, dass ihnen diese Tage in Namibia noch lange in Erinnerung bleiben werden.
Langsamer Abschied
Wieder zurück in Windhoek und mit meinem „Schatzerl“ vereint, merke ich erst wie müde ich bin und wie anstrengend diese Touren doch waren. Viele Tage bis zur Einschiffung unseres „Rolling Home“ verbleiben nicht mehr, immer neue Eintragungen entstehen auf unsere To-do-Liste und wollen erledigt werden. Der Haupttank vom Toyo rinnt immer noch und muss bei Kobus noch einmal ausgebaut und hoffentlich endgültig repariert werden. Er macht mir ernshafte Sorgen.
Auf Elisenheim treffen wir auch noch Remo und Eve und verbringen zusammen den letzten Abend ihrer ersten gemeinsamen Ferien in Namiba. So wie sie aussehen hatten sie eine entspannte Tour und ich hoffe für Remo, dass es Eve gut gefallen hat und sie auch hierher wieder zurückkehren will.
Unterdessen tauchen immer wieder „Altbekannte“ auf Elisenheim auf. Ralf und Ulli, die Peitschenmacher in ihrem grossen Magirus sowie Sheila und Joachim aus Deutschland, Dorly und Wolfgang sowie die Weltmeister im Langzeitreisen Liliane und Emil Schmid aus der Schweiz. Alle haben viel Zeit und verbringen mit uns gemeinsam ihre Tage auf der unterdessen sommerlich warm gewordenen Campsite von Elisenheim. Zur Zeit sind wir eine grosse Familie, dazu kommen noch Reisende die nur einen, zwei oder drei Tage bleiben. Mit fast allen Leuten kommt man ins Gespräch, tauscht die Adressen aus und verspricht, sich irgendwo oder irgendwann wieder zu sehen. Die Welt ist klein.
Nun ist es soweit. Am 2. Dezember treten wir unsere letzten Kilometer an und fahren den frisch gestriegelten und gewichsten Toyota nach Swakop. Nun heisst es definitiv die Koffer packen, alles Übrige sturmsicher im Auto zu verstauen. Am 4.12. liefern wir den Toyo bei unserem Verschiffer Namship in Walvisbay zu Verladung an und noch am selben Morgen steht unser Auto, fein säuberlich verzurrt, im Container. Ein langes, sehr langes Kapitel Afrika geht zu Ende.
Im Gästehaus von Nici in Swakop überbrücken wir die Zeit bis unser kleiner Mietwagen am Samstag zur Verfügung steht um nach Windhoek zu reisen. Der erste grosse Regen dieser Saison ergiesst sich über Windhoek und bei unserer Ankunft schiessen wahre Sturzbäche über die Strassen. Unser Plan, das uns von den Lodgetourgästen gespendete Nachtessen in der legendären Heinitzburg auf der Terrasse einzunehmen fällt somit dem Regen zum Opfer. Also dinieren wir gediegen, wohl etwas zu steif für unsere Verhältnisse, im Speisesaal, es schmeckt trotzdem hervorragend.
Es heisst definitiv Abschied nehmen von diesem schönen Land, vom südlichen Afrika und vom ganzen Kontinent. Eigentlich tut es gar nicht mal so weh (weh kommt ja von Wehmut). Irgendwie habe ich mich innerlich schon vom Hier und Jetzt gelöst und auf den neuen Kontinent Südamerika eingestellt, versuche mir unser zukünftiges Leben vorzustellen.
Am Dienstag den 9. Dezember heben wir am Internationalen Flughafen von Windhoek ab, fliegen neuen Herausforderungen und Erlebnissen entgegen.
Wohin genau, das erfahrt ihr in meinem nächsten Bericht.
Bald. Ich verspreche es.
Hasta luego Thomi
„Je suis Charlie“